Historie

Geschichte der Gesellschaft

Mit ihren 165 Jahren ist die „M’r sin nit so“ die älteste Saarbrücker Karnevalsgesellschaft und Saarland weit die zweitälteste. Die Anfänge der „M’r sin nit so“ reichen in die Zeit zurück die wir…. uns heute kaum noch vorstellen können. Das Saarland in der uns heute bekannten Form, gab es noch nicht. Saarbrücken bestand aus drei selbstständigen und rivalisierenden Städten. In dieser Zeit, im Jahre 1856 , fiel die Gründung der Karnevalsgesellschaft „M’r sin nit so“.

 

165 Jahre M’r sin nit so sind 165 Jahre Stadtgeschichte

„Ach, wie war es doch vor dem im alten Saalbau noch so schön…“, könnte man in Erinnerung an Saarbrückens größte Veranstaltungsstätte in den 20er und 30er Jahren schweigen. Am Neumarkt, direkt neben der Feuerwache, stand das imposante Gebäude, in dem alle großen Bälle, Kundgebungen, Kappensitzungen und Catcher Turniere stattfanden. Krieg und Bomben zerstörten den Traum der Altsaarbrücker, Zentrum des kulturellen und sportlichen Lebens in unserer Stadt zu sein. Der Saalbau wurde nie wieder aufgebaut.

Als nach Kriegsende Vereine, Parteien und die Theater und Musikszene wieder aktiv wurden mußten sich alle mach einer neuen Bleibe umsehen.

Sie fanden sie im Johannishof in der Mainzer Straße, auch in der Wartburg, die zeitweise als Kino diente. Der Johannishof , zentral gelegen, wurd jedoch zum bevorzugtenVeranstaltungsort.

Bei enger Tischbestuhlung und unter Einbeziehung des Rang faßte der große Saal immerhin 1.100 Besucher. Damit war seine Kapazität auch voll ausgelastet. Während im großen Saal die Top Veranstaltungen abliefen, konnte der Johannishof,dem auch eine Weinhandlung angeschlossen war, mit dem Gelben, dem Roten und dem Weißen Saal noch drei weitere Räumlichkeiten für kleinere Gruppen anbieten.

Im Johannishof ließen gleich drei Karnevalsgesllschaften ihr „Alleh hopp“ erschallen: Die „M’r sin nit so“, die „Narrengilde“ und die „Rätsch“ , die allerdings nur wenige Jahre ihr Zepter schwang. Dennoch: in den Räumen des Hauses in der Mainzer Straße herrschte ständig fröhliches Treiben. Der Johannishof hatte inzwischen längst die Rolle des alten Saalbaus übernommen. Umbaumaßnahmen machten das Haus in der Mainzer Straße eleganter, die neue farbliche Neugestaltung gefiel den Besuchern. Der Johannishof war chic geworden.

Doch die weiteren Pläne zur Umgestaltung der Säle machten es den Vereinen unmöglich, dort noch weitere Groß-Veranstaltungen durchzuführen. Als die „M’r sin nit so“ 1981 ihr 125-jähriges Bestehen feierte, zog sie schweren Herzens in die Saarlandhalle um. Der Entschluß war nicht leicht gefallen, zumal die Saarlandhalle damals noch den Charakter einer reinen Sporthalle hatte, und noch nicht den hohen Komfort-Standart besaß, der sie seit Jahren auszeichnet. Viele Besucher bedauerten den Umzug von St. Johann nach Malstatt. Heute, nach 40 Jahren, könnte man sich wiederum nur schwer vorstellen, erneut in die räumliche Enge des Johannishofs zurückzukehren. Dennoch: Ein wenig Nostalgie wird imer mitschwingen, wenn man an jene alte Zeiten, zurückdenkt, als ein Haus in der Mainzer Straße noch das Saarbrücker Veranstaltungsleben prägte. Doch dies gehört zur neueren Geschichte der Saarbrücker Karnevals Gesellschaft „M’r sin nit so“ e.V. von 1856, deren Gründung nun 165 Jahre zurückliegt.

Angefangen hatte alles bereits 1856, als sich ein kleiner Kreis Frohgesinnter bei Plagersch Heinrich in Alt Saarbrücken traf, eine Karnevalsgesellschaft gründete und ihr den Namen „M’r sin nit so“ gab. Mit diesem Gründungsjahr beginnt auch zugleich die Zeit der bodenständigen Saarbrücker Fastnacht. Der erste dokumentarische Nachweis findet sich in der damaligen „Saar-Zeitung“ vom 10 Januar 1857, wo es in einer Anzeige heißt: „Nach vorheriger mündlicher Besprechnung findet am Samstag , den 10 Januar um 18 Uhr, eine Versammlung zur definitiven Konstituierung einer Karnevalsgesellschaft bei „Plagersch Henrich (owenuff)“ statt, wozu alle Carnevalsfreunde einladet das provisorische Comite“ Diese Versammlung in den oberen Räumen von „Plagersch Henrich“, der späteren Bürgerhalle in der damaligen Altneugasse, war insofern von besonderer Bedeutung, als in ihr die ersten Statuten der Gesellschaft festgelegt, und damit die Grundlagen für die zukünftige karnevalistische Arbeit geschaffen wurden. In diesen für den Saarbrücker Karneval heute schon „historischen“ Statuten, die insgesamt 8 Paragraphen umfassen, heißt es u.a.: Unter dem Namen „M’r sin nit so“ bildet sich in Saarbrücken eine Gesellschaft, deren Zweck es ist, sich in den Monaten Januar und Februar allwöchentlich einmal zu carnavalitischen Unterhaltungen zusammen zu finden.

Die Gesellschaft wählt aus der Mitte ein Comite von 11 Mitgliedern. Diese 11 wählen unter sich einen Präsidenten, einen Vizepräsidenten, einen Protokollführer und einen Cassierer. Dreider übrigen bilden das sogenannte „literarische Cpmite“, Die letzten 4 Mitglieder haben für Ausstattung der Feste, Aufrechterhaltung der Ordnung etc. zu sorgen. Die Comitemitglieder einigen sich unter sich ihre verschiedenen Funktionen.

Nach der offiziellen Taufe hielt die „M’r sin nit so“ am 26 Januar 1857 ihre erste Generalversammlung ab. Bereits am 1. Februar 1857 fand die erste Kappenfahrt statt; der Zug bewegte sich vom Lokal Plager auf den Schloßberg hinauf, durch die Obergasse und Neugasse über die Alte Brücke nach St. Johann bis zun Bahnhof, und von dort ging es nach St. Ingbert, wo die „M’r sin nit so“ ihren ersten närrischen Besuch abstattete. Dieser ersten Fahrt nach auswärts folge bereits Mitte Februar 1857 eine „Große Narrenfahrt“ nach Kaiserslautern. Alle Woche wechselten große Kappensitzungen und Damencomites, zu denen in der Zeitung vom „Hanswurst“ in Versen eingeladen wurde. Schon gleich im ersten Jahr des Bestehens veranstaltete die Gesellschaft einen großen Fastnachtsumzug, der durch alle Hauptstraßen beider Städte (Saarbrücken und St. Johann) zog. 1858 zählte die Gesellschaft bereits 100 engeschriebene Mitglieder.

Aus dem Jahre 1858 existiert noch ein Programm der „M’r sin nit so“ über einen „Großen Kappenzug und Festeinzug des Prinzen Carneval und der Prinzessin“ Im Jahre 1859 schwang sich die Gesellschaft sogar dazu auf; als Beilage zur „Saar-Zeitung“ das karnevalistische Organ „Die Rätsch“ wöchentlich herauszugebe Nachrichten vom Karneval, in der Berichte standenüber Karnevalsveranstaltungen, humoristische Balladen, in denen irgend eine bekannte Persönlichkeit „veräppelt“ wurde. Nachrichten vom Karneval aus den rheinischen Städten und auf der letzten Seite ein karnevalitischer Anzeiger mit einem „Rätschkasten“. Die Karnevalszeit wurde zu Beginn der Monate Januar, später sogar noch früher, damit eingeleitet, daß man einen Fackel- und Laternen-Zug unternahm, an den sich dann eine Kappensitzung anschloß.

 

1864 setzte sich bei der „M’r sin nit so“ das Comite, das etwa zugleich dem heutigen Vorstand und den Elferrat entsprach, aus folgenden Karnevalisten zusammen: H. Schöffler, Vorberg, Fred Müller, B. Schellenberger, F. Bruch, Georg Müller, Ochsner, Wilhelm Schlutz (Präsident), C. Fritz, Conrad Herrmann. L.C. Schmiddt

1865 hielt die „M’r sin nit so“ neben mehreren Kappensitzungen am 12. Februar in den Räumen der Saarbrücker Narrhala einen „großen carnevalistischen Jahrmarkt“ ab. Im Jahre 1867 hatten sich die „M’r sin nit so“ und eine 1864 gegründete St. Johanner Karnevalsgesellschaft zu einem gemeinsamen Festzug entschlossen. In fetten Buchstaben prangte es auf den Plakaten : „Am Dienstag , den 5. März 1867 großer Festzug der in der Narrheit vereinten Kappenbrüder der „St. Johanner Karnevalsgesellschaft“ und der „M’r sin nit so“ unter Anwesenheit Ihrer närrischen Hoheit Prinz und Prinzeß Carneval“. Es war wohl einer der großen Züge dieser Art, die unsere Stadt erlebte, Prinz Carneval hatte neben dem Hotel „Blaue Hand“ sein Quartier bezogen, wo ihm das „närrische Volk“ Serenaden und Ständchen brachte und jede Maske mit dem Karnevalsruf „Hoorig“ begrüßt wurde.

Hatten die Kriegsereignisse von 1870 und die folgenden Jahre das karnevalistische Leben in den Hintergrund treten lassen, so führte die Gesellschaft 1878 schon wieder einen großen „Carnevls-Circus“ durch, in dessen Galavorstellungen die „Hofkünstler seiner pudelnärrischen Hoheit des Prinzen Carneval“ ihr bestes geben. in 8 Wochen wurden Kappensitzungen, eine große Redoute und ein Maskenball durchgeführt.

Ende des Jahres 1880 befaste man sich mit den Vorbereitungen für das 25-jährige Bestehen der Gesellschaft im Jahre 1881. Über die Generalversammlung vom 09.12.1980 liegt folgender Bericht vor: „Die Karnevalsgesellschaft M’r sin nit so“ hielt gestern in Schumanns Saal eine gut besuchte Generalversammlung ab. Nach Erledigung der Rechnungslesung des abtretenden Vorstands wurde zur Wahl des neuen närrischen Rates geschritten, welcher die einzelnen Ämter demnächst unter sich verteilen wird. Erfreulicherweise konnten gestern bereits zahlreiche Beitritte von Mitgliedern, namentlich frührer Karnevalsfreunde, welche sich in den letzten Jahrenzurückgezogen hatten, konstatiert werden. dieses, sowie der Umstand, daß sich tüchtige karnevalistische Kräfte unter dem neugewählten Vorstand befinden, lässt uns hoffen, daß sich die bevorstehende Jubelsession derer „M’r sin nit so“ zu einer echt närrischen und humorvollen gestalten werde, welche den obersten Karnevalsgrundsatz: „Allen wohl, keinem weh!“ vollauf zur Wahrheit machen wird“

Acht große Kappensitzungen umrahmten das Jubeljahr 1881. Maßgeblich für das gute Gedeihen der Gesellschaft waren nicht zuletzt die leitenden Köpfe des Vorstandes. 1894 z.B. finden wir in diesem die Names: J. Pillon, Joh. Barth, Wilh. Latte, Ftitz Thönnes, C. Brunnert, Heinrich Wagner, jul. Schm, H. Wahlster, C. Kühn, Fritz Gottmann und als Präsident C. Hillebrand, während H. Reith als Herold fungiert.

Schon 1896 wurde die „M’r sin nit so“ von den Kölner Karnevalisten anerkannt, und der damalige Präsident erhielt vom Kölner Karnevalsverein Orden und Vereinskappe der „Kölner Funken“ verliehen.

Am 21 Januar 1906 hielt die Gesellschaft ihre Jubiläumssitzung anläßlich des 50-jährigen Bestehens ab. Präsident war Louis Wagner. Leo Wilde hatte aus Anlaß ein Festspiel verfaßt und Karnevalsvereine aus der engeren und weiteren Nachbarschaft kamen zur Gratulation. Große Herren- und Damensitzungen in den oberen Räumen der Tonhalle, ein großes Maskenfest und eine „internationale Maskenredoute ohne Demaskierungszwang“ am Fastnachtsdienstag 1906 beschlossen ein äußerst erfolgreiches Jubiläumsjahr.

Hatte die Gesellschaft ihre ersten 60 Jahre vor allem in Zeiten des Friedens und des wirtschaftlichen Aufschwungs erleben können, so war ihre zweite Jahrhunderthälfte immer wieder beeinflußt durch Kriege und wirtschaftliche Krisenzeiten. 1914 fanden die letzten karnevalistischen Veranstaltungen in der Tonhalle statt. Den Höhepunkt des Karnevals in diesem Jahr bildet am Fastnachtsdienstag das „Große internationale Maskentreiben der „M’r sin nit so“, welches in den prunkvoll dekorierten Räumen des Stadtparkes „Ludwigsberg“ durchgeführt wurde.

In den folgenden Kriegsjahren blieben die Verbindungen der einzelnen Mitglieder untereinander bestehen. Nach dem Kriege entwickelte sich ein dem bodenständigem Karneval fremdes „Amusement“. 1936 aber brach der alte Volkskarneval wieder durch, geführt und geleitet von der „M’r sin nit so“, die zugleich mit dem Wiederaufleben des Saarbrücker Karnevals unter dem Namen „Große Saarbrücker Karnevalsgesellschaft M’r sin nit so von 1856 e.V. “ das Fest ihres 80-jährigen Bestehens feierte. Pitter Brach schwang als Präsident des närrischen Rates das Zepter: Prinz Alexander I, residierte.

Am 25.02.1936 startete ab dem damaligen Befreiungsfeld wieder der erste Karnevalsumzug seit 1904 durch die Straßen Saarbrückens. Doch schon 1939 fand diese Entwicklung durch den Zweiten Weltkrieg ein jähes Ende. Aber zehn Jahre später , 1949, rüsteten die Karnevlisten zu neuen Taten. Die „M’r sin nit so“ wurde in diesem Jahr wieder aktiv und scharte unter ihrem Präsidenten Walter Oldenbruch alte und neue Freunde um sich. Der Johannishof wurde zur neuen Narrhalla.

Zu dem großen Erfolg der Gesellschaft tragen auch Garden und Büttenredner bei. Vor allem das närrische Duo „de Ään un de Anner“ wurde zum Markenzeichen des Vereins.

Auf fünf veröffentlichen Langspielplatten sind uns ihre Witze und Späße erhalten geblieben.

Die Tanzgarden der „M’r sin nit so“ hatten sich zwischenzeitlich längst zu spitzenformationen entwickelt. Unter ihren Trainerinnen Esther Michels, Christel Kiefer und Anneliese Hoffmann wurden unzählige Saarlandmeisterschaften errungen, und auch bei den Deutschen Meisterschaften machten die garden der gesellschaft eine hervorragende Figur.

Vor allem die Tanzmariechen begeisterten Jurry und Publikum. Sie waren mit deutlichem Abstand die absolute Nummer eins im Bundesgebiet und mehrfach Seriensieger bei den Deutschen Meisterschaften, Silvia Urschel, Julia Kratz und Ines Buchholz brachten zusammen ein rundes Dutzend Titel nach Saarbrücken. Dank gehört auch ihren Trainerinnen Claudia Jatta, Monika Schwann und Sandrine Lauck. Längst hatte auch das Fernsehen die Qualität der „M’r sin nit so“ Sitzungen erkannt. So werden die närrischen Taten der Gesellschaft seit Jahren ausgestrahlt. Mehr als eine million Zuschauer verfolgten jeweils die Sitzungen am Bildschirm.

Ihr 125-Jähriges Bestehen feierte die „M’r sin nit so“ in der Saarlandhalle. Dort führt die Gesellschaft bis zum heutigen Tag ihre vielfältigen Veranstaltungen durch. Neben den Kappensitzungen auch Kinderkostümfeste und Sitzungen für die Senioren unserer Stadt. 3.000 ältere Bürger werden jeweils wieder jung, wenn der Narrhalla-Marsch erklingt und Garden und Räte einziehen. Auch gesellschaftlich hatte die „M’r sin nit so“ eine führende Rolle im Saarbrücker vereinsleben übernommen. Sie bildete eienen Ehrensenat, dem Außenminister, Ministerpräsidenten, Oberbürgermeister und prominente Personen aus Politik, Wirtschaft und Kultur angehören.

Daß sich die „M’r sin nit so“ auch intensiv um den Nachwuchs bemüht, zeigt neben ihrem Engagement beim Kinderfest auch die Tatsache, daß sie selbst „Minis“, die Vier- bis Sechsjährigen, in ihren Reihen hat und zu Talenten für die Bühne formt.

Zu ihren großen Jubiläen präsentierte die Gesellschaft bisher der Narretei stets ein Prinzenpaar, das meist aus den eigenen Reihen stammte und vom Publikum begeistert empfangen wurde.

Heinz Kölling, der die Gesellschaft seit 73 Jahren angehört, und 24 jahre die Geschichte des Vereins als Präsident geleitet hat, gab Mitte der 90er Jahre das Narrenzepter an seinen Nachfolger Rainer Otto weiter. Danach folgte Jürgen Rahm und Roman Hauf. Albert Kindel übernahm im Jahre 2018 das Narrenzepter und führte die Gesellschaft auch ins 165. Jubiläum.

165 Jahre — eine lange Zeit. es gibt nur wenige Vereine, die auf eine solche Tradition nach schwerer Zeit können. In den Jahren seit ihrem Bestehens hat die „M’r sin nit so“ Höhen und Tiefen durchlebt. Kriegsereignisse unterbrachen immer wieder den Spaß an der Freude. Umso mehr muß man die Verantwortlichen bewundern, die nach schwerer Zeit immer wieder Mut und Tatkraft fanden, anderen Menschen Frohsinn zu bereiten. 165 Jahre sind deshalb nicht nur ein wohlferdienter Grund zum Feiern, sondern auch Grund denen Dank zu sagen, die das Narrenschiff auch in schweren Zeiten nie untergehen ließen

Quellenangabe: Kloevekorn und Stadtarchiv
Zusammengestellt zum Jubiläum im Jahr 2020